3. Mehr heißt nicht unbedingt besser

Ein weit verbreiteter Irrglauben besagt: Wenn eine Behandlung gut ist, dann muss mehr davon noch besser sein. Das ist aber schlicht falsch. Denn es hat sich herausgestellt, dass «mehr Behandlung» auch schlechter sein kann. Die «richtige» Dosis zu finden – bei der der Nutzen hoch ist und nur geringfügige unerwünschte Nebenwirkungen auftreten – stellt bei allen medizinischen Behandlungen eine Herausforderung dar. Wird die Dosis erhöht, dann erreichen die nützlichen Effekte irgendwann ein Plateau; die unerwünschten Wirkungen nehmen dagegen normalerweise noch zu. Das bedeutet: «Mehr Therapie» kann den eigentlichen Nutzen mindern oder insgesamt sogar Schaden verursachen.

Ein gutes Beispiel sind Diuretika (Entwässerungstabletten): Niedrig dosiert senken sie den Blutdruck bei nur wenigen unerwünschten Wirkungen. Eine Erhöhung der Dosis bewirkt keine weitere Blutdrucksenkung, kann aber unerwünschte Wirkungen wie übermäßige Harnausscheidung, Impotenz und erhöhte Blutzuckerspiegel hervorrufen. Ein ähnliches Beispiel ist Aspirin: In niedrigen Dosen trägt es bei nur sehr wenigen unerwünschten Wirkungen zur Vorbeugung gegen Schlaganfälle bei. Mehrere Aspirintabletten pro Tag können zwar Kopfschmerzen lindern, bewirken aber keine bessere Schlaganfallprävention und erhöhen gleichzeitig das Risiko für Magengeschwüre.

Dieses Prinzip der «richtigen Dosis» hat über die medikamentöse Therapie hinaus auch für viele andere Behandlungen Gültigkeit, so auch für Operationen.